Infos für Eltern
Die erlebten Traumatisierungen durch sexualisierte Gewalt sind für Kinder und Jugendliche eine überfordernde Lebenserfahrung. Sie können Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und Verhaltensmuster nicht mehr in gewohnter Weise ins Gedächtnis einordnen. Psychische Symptome wie Alpträume, überflutende Angstgefühle bei unspezifischen Reizen, Verlust der Fähigkeit die Intensität von Gefühlen und Handlungsimpulsen zu kontrollieren, treten auf. Durch z.B. aggressives Verhalten, selbstschädigende Handlungen, Essstörungen versuchen sie den emotionalen Zustand erträglich zu machen.
Wie kann ich dem Kind oder Jugendlichen helfen?
Was Mütter, Väter und andere tun können:
Die Vorstellung, ein Kind, das Sie kennen, könnte sexualisierte Gewalt erleben, ist schrecklich. Man möchte am liebsten gar nicht daran denken. Viele Erwachsene werden bei diesem Gedanken auch wütend. Das ist verständlich. In der ersten Verwirrung werden aber oft Schritte unternommen, die für die betroffenen Mädchen und Jungen nicht unbedingt hilfreich sind und die Eltern oder andere vielleicht später bereuen. Deshalb einige Hinweise, die Ihnen helfen können, wenn sich Ihnen ein Kind anvertraut:
- Glauben Sie dem Kind. Das ist für das Kind die wichtigste Unterstützung.
- Geben Sie dem Kind die Erlaubnis, über das Erlebte zu sprechen, aber bohren Sie nicht nach. Überlassen Sie dem Kind, was es wann erzählen will.
- Versuchen Sie ruhig zu bleiben, auch wenn Ihnen dies schwer fällt. Viele Mädchen und Jungen erzählen nicht weiter oder nehmen ihre Aussage zurück, wenn sie spüren, dass ihre Mitteilungen Angst, Panik oder Bestürzung auslösen. Für Sie ist diese Situation eine große Belastung.
- Sprechen Sie mit Menschen, bei denen Sie Ihre Gefühle äußern können. Das hilft Ihnen und Sie können ruhiger mit Ihrem Kind umgehen.
- Viele betroffene Mädchen und Jungen empfinden Schuldgefühle. Nehmen Sie auch diese Gefühle ernst, aber sagen Sie dem Kind ausdrücklich, dass der Täter oder die Täterin allein die Verantwortung für das Geschehene trägt.
- Machen Sie dem Kind keine Vorwürfe, weil es bisher geschwiegen hat. Sagen Sie, dass Sie froh sind, jetzt davon zu erfahren.
- Sorgen Sie dafür, dass das Mädchen oder der Junge nicht weiter missbraucht wird. Informieren Sie sie/ihn über das weitere Vorgehen.
- Und: Trösten Sie das Kind und zeigen Sie, dass Sie es lieb haben.
Wer unterstützt mich dabei?
Rufen Sie uns an, oder wenden Sie sich an eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe. Dort werden Sie in Ihren Gefühlen ernst genommen, und Sie erhalten Unterstützung in Ihrer jetzt schwierigen Situation. Ob Sie als Mutter, Vater, Fachfrau oder Fachmann Hilfe benötigen, man weiß, dass sie Rückenstärkung für sich selbst brauchen, um angemessen mit dem Thema sexualisierte Gewalt umgehen zu können. Prüfen Sie, ob die Angebote unserer oder anderer Beratungsstellen Ihren Vorstellungen entsprechen. Wenn nicht, suchen Sie weiter, bis Sie ein für sich passendes Angebot finden.